Brustkrebs Meine Geschichte – Teil 9

Bauch, Herz und Kopf

„Frau Lochte, Sie sind wieder gesund!“ Das ist der Satz, der immer noch in mir nachklingt. Meine Ohren haben ihn aufgenommen, aber im Kopf, Bauch und im Herzen ist er immer noch nicht ganz angekommen. Seit zwei Wochen weiß ich es und trotzdem. Ich glaube, es wird noch etwas dauern. Ich habe nach den vielen Monaten der Behandlungen, mit mehr oder weniger Nebenwirkungen, immer noch nicht in meinen Alltag gefunden.

Mein Kopf muckt immer auf und sagt: „Hoffentlich wird nie wieder was gefunden. Sonst fängt alles von vorne an.“ Mein Bauch grummelt nur so leise vor sich hin und macht mir ein flaues Gefühl. Mein Herz ist da schon etwas Mutiger und sagt: „Was wollt ihr zwei eigentlich. Wollen wir jetzt die ganze Zeit mit runtergezogenen Mundwinkeln rumlaufen. Lasst uns das Leben leben und bevor nicht irgendetwas eintrifft, müssen wir uns darüber keine Gedanken machen. Da sprechen wir drüber, falls etwas ist.“ Recht hat das Herz. Nur, manchmal ist das nicht so einfach. Aber ich arbeite dran.

Antragstellung der Anschlussheilbehandlung

Nächste Woche geht es zur Anschlussheilbehandlung, kurz AHB genannt.

Die Antragsunterlagen habe ich in der Strahlenklinik bekommen. Schön wäre es gewesen, wenn ich das von Anfang an gewusst hätte. So habe ich mich erst durchfragen müssen. Nachdem ich die Antragsformulare ausgefüllt hatte, gab ich sie dort wieder ab und dann ging alles seinen Weg. Es dauerte eine Weile, bis ich die Genehmigung und den Ort der AHB von der Rentenversicherung schriftlich genannt bekam. Es soll also nach Bad Lippspringe gehen. Ich wäre eigentlich gern nach Bad Oexen gefahren, was ich auch angegeben hatte, aber nun gut. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass ich den Grund hätte ausführlich begründen müssen. Jetzt hätte ich Widerspruch einreichen können, aber ich hatte aus medizinischer Sicht keinen Grund. Und Widersprüche dauern. Dann fahre ich also nach Bad Lippspringe. Die Bewertungen im Netz sind überwiegend positiv. Meckerer gibt es überall. Davon lasse ich mich jetzt nicht beeinflussen. Ich werde am Donnerstag dort ganz vorurteilsfrei anreisen und sehen, was auf mich zukommt.

Anschlussheilbehandlung, Reha oder Kur

Wo liegt der Unterschied, wirst du jetzt vielleicht fragen.

Eine Anschlussheilbehandlung soll in der Regel 14 Tage nach einer Heilbehandlung bzw. stationären Krankenhausaufenthalt folgen. Meist kommt sie nur bei bestimmten Krankheiten in Betracht und muss medizinisch notwendig sein. Wenn ich fahre, liegt die letzte Bestrahlung schon 4 Wochen zurück. Aber vielleicht liegt es an Corona. Viele Kliniken hatten in der Zeit geschlossen bzw. keine Patienten aufgenommen.

Eine Rehamaßnahme soll eine Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit möglich machen. Bei der Reha sagt man auch: Reha vor Rente. Dies ist bei einer Anschlussheilbehandlung natürlich genau so. Aber eine Reha muss nicht unmittelbar an eine Heilbehandlung oder an einen Krankenhausaufenthalt anschließen.

Bei einer Kur ist es wieder anders. Kur und Reha ist nicht dasselbe. Bei einer AHB und einer Reha handelt es sich um eine Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit. Bei einer Kur geht es um das persönliche Wohlbefinden, also um die Vorsorge und den Erhalt der Gesundheit. Dafür kommt die Deutsche Rentenversicherung nicht auf. Inwieweit sich die Krankenkasse oder die private Krankenversicherung daran beteiligt, muss man mit denen absprechen.

Viele Menschen arbeiten heute 30 bis 40 Jahre und mehr. So wie ich. Ich finde, da sollte einem zur Vorsorge und zum Erhalt der Gesundheit doch irgendwann im Berufsleben eine Kur zustehen, die dann auch von den Krankenkassen bezahlt wird. Das Berufsleben stellt immer höhere Anforderungen, aber man bekommt erst dann eine Kur oder Reha bezahlt, wenn man am Limit läuft oder schon krank ist. Und der Weg bis zur Genehmigung ist weit.

Also, dann verabschiede ich mich für die nächsten drei Wochen. Den Lese-Mittwoch mit dem „Sommer am Pont-du-Gard“ gibt es weiter. Vielleicht kommt zwischendurch auch ein Beitrag. Mal schauen.

Bleib gesund, gib auf dich acht und bis bald

Gudrun

 

 

 

Titelfoto: ArtCoreStudios auf Pixabay

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4 Antworten

  1. Liebe Gudrun

    Ich freu mich so für Dich. Es ist tatsächlich eine grosse Herausforderung, all die Ängste und Zweifel zu überwinden, und wieder ins Vertrauen zu kommen. Lass Dir Zeit – ich bin mir sicher, dass Du vielen Menschen mit Deiner Geschichte, über die Du so offen und ehrlich schreibst, Mut und Hoffnung machen konntest.
    Ich wünsche Dir gute drei Wochen, komm erholt und gestärkt wieder zurück.

    Liebe Grüsse von der Grünen Insel, wo endlich richtig schön Sommer ist.
    gertrud

    1. Liebe Gertrud,
      ganz herzlichen Dank. Ich sage zu den Frauen immer „Mutmacherinnen“, die mir in der nicht ganz einfachen Zeit geholfen haben und so eine Mutmacherin wollte ich auch für andere sein. Denn die braucht man und sie sind so wertvoll. Da wollte ich gern etwas zurückgeben.
      Zu der Reha fahre ich mit gemischten Gefühlen. Aber das wird noch in nächster Zeit ein extra Beitrag.

      Liebe Grüße
      Gudrun

  2. Liebe Gudrun,
    wie ergeht es Dir in der Kur bisher? Bist Du gut untergebracht? Sind die Anwendungen ok? Erhole Dich gut – und hole aus der Umgebung ‚raus, was die Kamera hergibt.
    Die Angst nicht als ständige Gesellschafterin zuzulassen, stelle ich mir sehr sehr schwierig vor. Aber Du bist ein positiver Mensch, Du schaffst das. Du bist gesund!
    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Liebe Nicole,
      ja, ich bin erst ein paar Tage hier und es pendelt sich alles ein. Ein erster Kur-Beitrag kommt heute. Auch in der Reha haben wir ja etwas Freizeit. 😉

      Liebe Grüße
      Gudrun

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