Brustkrebs – Meine Geschichte / Teil 1

Meine Leserinnen wissen aus meinem letzten Beitrag, dass ich in diesem Jahr über meine Brustkrebserkrankung, meine Erfahrungen und Fortschritte (hoffentlich ganz viele, man weiß ja nie) berichten möchte. Dies wird nicht jede Woche sein, vielleicht alle zwei oder auch nur einmal im Monat. Mal schauen, wie es kommt. Es gibt noch so viele andere schöne Dinge neben dem Krebs. Ja, das hört sich vielleicht erst einmal komisch an, aber es ist so. Für mich jedenfalls.

Wenn du dies jetzt liest, dann bist du vielleicht einer meiner treuen Newsletter-Abonnentinnen und dafür danke ich dir. Vielleicht hast du aber auch gerade selbst die Diagnose bekommen und durchstöberst das Netz nach allem was du finden kannst. So ging es mir auch. Und auch als Angehörige sucht man im Internet nach Antworten.

Warum ich das in diesem Rahmen so öffentlich mache? Ich möchte Mut machen und sagen „du stehst nicht alleine da“. In den letzten Wochen und Monaten habe ich in den sozialen Netzwerken so viele tolle Frauen kennengelernt, die an Brustkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren. Der Austausch mit ihnen und den Mut, den sie mir immer zugesprochen haben, hat mir sehr geholfen und hilft mir immer noch.

Eigentlich trifft es doch nur die anderen

Denkst du oder hast du auch so gedacht? Ich bin zwar immer zu den Vorsorgeuntersuchungen gegangen wobei, der Begriff Vorsorge so für mich nicht stimmt. Du kannst keine Vorsorge treffen, dass du keinen Krebs bekommst. Du kannst zur Früherkennung gehen. Denn umso früher der Krebs erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Also, ich bin immer regelmäßig zu meiner Frauenärztin zur Früherkennung gegangen und sie war immer sehr gewissenhaft. Zum Glück hat sie mich außerdem seit einigen Jahren jährlich zur Mammographie und zum Ultraschall geschickt, da ich sehr dichtes Brustdrüsengewebe habe und schon immer mit Zysten zu tun hatte. Es war zwar immer ein komisches Gefühl, zu den Untersuchungen zu gehen, aber sobald das ok kam…. Schwupps, war das Thema wieder vom Tisch.

Bei dieser Ultraschalluntersuchung merkte ich schon an dem Blick der Ärztin, dass irgendwie was anders war. Ich kenne sie auch schon einige Jahre. Sie sagte mir, dass die Lymphknoten links in der Achsel geschwollen waren. Ob ich in letzter Zeit krank gewesen sei. NEIN! Ja und zwei Stellen in der Brust seien auffällig, die durch eine Biopsie abgeklärt werden sollten. Nach der Mammographie machte sie noch einmal einen Ultraschall und sagte, dass sie die Biopsie selbst gleich zwei Tage später machen wollte. Wenn ich in eine andere Praxis gehen würde, dann könnte es sein, dass ich erst wieder auf einen Termin warten müsste. Wie sie das so sagte, da wurde mir schon etwas anders und das Kopfkino begann langsam seine Runden zu drehen.

Zwei Tage später, es war ein Donnerstag, war ich wieder in der Röntgenpraxis. Die Ärztin erklärte mir genau, wie das Ganze von statten gehen würde und dann bekam ich eine örtliche Betäubung. Es dauerte nicht lange. Gleichzeitig wurden zwei Clips in meine Brust eingesetzt, die die Stellen markierten, an der die Gewebeproben entnommen wurden. Am Montag sollte ich mich mit meiner Frauenärztin in Verbindung setzen, die dann das Ergebnis hatte.

Von Donnerstag bis Montag, wer solche Wartezeiten kennt, der weiß wovon ich spreche.

Am Montag lag bei meiner Ärztin noch kein Ergebnis vor. Ich sollte mich am Dienstag noch einmal melden und nachfragen. Da man aber am Telefon keine Untersuchungsberichte bespricht, sollte ich um 13:30 Uhr in die Praxis kommen.

Die Diagnose kam am 10.09.2019 um 13:40 Uhr.

Woher ich die Uhrzeit so genau weiß? Ich habe, so nervös wie ich war, immer auf die Uhr gesehen kurz bevor meine Frauenärztin ins Zimmer kam. Von dem Moment an war nichts mehr wie es war. Da kann man sich noch so viel vorher Gedanken machen, nichts kommt dem gleich. Ich habe in der Praxis geheult und habe den Rest des Tages geheult und am nächsten Tag auch. Ich war wie in einer anderen Welt. Sie machte mir gleich einen Termin im Brustzentrum und sagte, dass das Ergebnis der Biopsie dort mit mir genauestens besprochen wird. Dann gab mir meine Ärztin noch eine Karte mit ihrer privaten Handynummer und ich könnte sie jederzeit anrufen. Wie ich zum Auto gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Was ich als erstes wieder mitbekommen habe war, als ich den Motor des Autos anließ und das Radio anging: Martina Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern gab ihre Brustkrebserkrankung bekannt.

Ca. 50.000 Frauen erkranken jedes Jahr neu an Brustkrebs (die Zahlen im Internet schwanken), das ist jede achte Frau. Da habe ich wohl an der falschen Stelle gestanden. 1..2..3..4..5..6..7..ich

Die Gedanken rasten zwei Tage im Kopf hin und her und ich stellte mir vor – wenn… aber… oder… oder doch nicht…und vielleicht. Irgendwann habe ich gesagt STOPP!

Bis dahin hatte ich nur die Diagnose, bestätigt durch die Biopsie. Ich wusste von zwei bösartigen Tumoren in der linken Brust. Weiter noch nichts. Die Vorstellung in der Klinik war erst 14 Tage später. Ich wusste bis jetzt noch nicht wie schlimm es war. Ich wusste noch nicht, wie die Behandlung aussehen würde. Ich wusste eigentlich noch nichts weiter. Wenn ich jetzt 14 Tage vollständig am Rad drehen wollte, dann konnte ich so weitermachen. Das würde aber keinem was nützen. Ich würde nur meine Familie mit verrückt machen, der es ja nichts anders erging wie mir. Natürlich hatte ich Angst. Denn immerhin kann Krebs eine lebensverkürzende Erkrankung sein.

Also hieß es warten.

Ich habe angefangen, mich zu informieren. Habe alles gelesen, was ich finden konnte. Meine Frauenärztin hatte mir davon abgeraten „Dr. Google“ zu fragen. Aber ich musste mich damit auseinandersetzen. Ich bin auch auf Seiten geraten, die ich lieber nicht gelesen hätte. Die habe ich dann ganz schnell wieder geschlossen. So habe ich mich erst einmal an die Seite der Deutschen Krebshilfe gehalten und habe mir von dort das Info-Material bestellt.

 

Brustkrebs ist kein akuter Notfall.

Man höre und staune. Wenn du diesen Satz googelst, triffst du auf ganz viele Seiten mit der Aussage. Für eine Frau, die diese Diagnose bekommen hat, ist das in dem Moment kein Trost. Auch ich wollte, dass die Behandlung so schnell wie möglich beginnt. Aber es ist tatsächlich so, dass noch immer Zeit ist, sich eine Zweitmeinung einzuholen und sich bei Fachleuten genau beraten zu lassen.

Ich nehme dich weiter mit auf meinem Weg. Der Untersuchungsmarathon beginnt. Beim nächsten mal.

Liebe Grüße

Gudrun

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4 Antworten

  1. Liebe Gudrun,

    Du hast wirklich eine sehr tolle Frauenärztin. Meine ist nett..Punkt… Das war es auch schon. Als ich durch dein Wissen Sie mal ansprach, wenn etwas mal sein sollte, dann wären die Wartezeiten ja so lang. Weil ich warte auf meinen Ultraschall den ich am 6.2.20 habe schon seit dem 30.07.2019…. Da kam von Ihr nur, da so ist das eben und selbst wenn es mal akut sein sollte, dann können wir Ärzte auch an den Wartezeiten nicht viel herausholen. Es klang so lapidar…. Das gab mir kein Vertrauen…. Mamografie… ich wurde wieder angeschrieben. Wenn ich an das letzte mal denke, wo ich es abgebrochen habe, dann wird mir schlecht. Ich hatte schmerzen fast 2 Monate lang danach. Eine Bekannte die Krankenschwester ist sagte mir, das ich Hämatome gehabt hätte. Ob das gut ist…. Ich weiss es nicht. Ich hoffe, das am 6.2 nichts auf dem Ultraschall gesehen wird und ich in Ruhe die Reha am 12.2. antreten kann. Ich denke jeden Tag an Dich.

    Ganz liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke,
      ja, auf meine Frauenärztin lasse ich nichts kommen. Meine Tochter und meine Schwiegertochter gehen auch zu ihr. Als sie meiner Tochter im letzten Jahr noch einmal sagte, dass ich sie ruhig anrufen könnte bei Bedarf, habe ich gedacht, ich mache das einfach mal. Da konnte ich ihr dann auch sagen, wie es mir geht und wie die Behandlung aussieht. Was meinst du, wo ich sie erwischt habe. In Wien in einem Museum. Sie fragte im ersten Moment, ob sie mich zurückrufen kann und dann hat es keine 5 Minuten gedauert und ich hatte sie wieder am Apparat. Da ist sie doch tatsächlich aus dem Museum raus und hat 10 Minuten mit mir telefoniert.
      Aber, dass du sieben Monate auf einen Ultraschalltermin warten musst, das ist doch ganz schön happig. Ja, die Mammographie ist schon so ein Ding. Ich habe auch immer ganz schön die Luft angehalten. Angenehm ist was anderes.
      Ich drücke dir für deine Reha die Daumen und wir hören von einander.
      Liebe Grüße
      Gudrun

  2. Das mit dem Warten kenne ich gut. Ich hatte zwar keinen Brustkrebs, sondern ein Stimmlippenkarzinom, aber Krebs ist Krebs und die Angst ist die Gleiche. Nach der ersten Gewebeentnahme mußte ich 1 Woche auf das Ergebnis warten. Nach meiner Diagnose erfolgte erst 4 Wochen später die OP (Krebs ist kein akuter Notfall, wie Du schon sagtest). Mir wurde das linke Stimmband entsommen, wodurch ich Anfangs nur noch sehr leise sprechen konnte. Im Nachgang wurde insgesamt sechsmal Gewebe entsommen und immer wieder 1 Woche warten auf das Ergebnis.
    Ich selbst habe diese Wartezeiten immer als das Schlimmste empfunden. Man ist so hilflos in dieser Zeit und böse Gedanken gehen einem durch den Kopf, ob man nun will oder nicht.
    Ich wünsche Dir, dass Du die nun folgende Behandlung gut verträgst und gut durchstehst. Ich halte alle Daumen.
    Liebe Grüße
    Karin

    1. Liebe Karin,
      vielen lieben Dank. Ja, dann weißt du ganz genau, was ich meine. Ich hoffe, dir geht es soweit wieder gut? Bei mir halten sich die Nebenwirkungen in Grenzen und ich bin ganz dankbar, dass es mir so geht wie es mir geht. 😉
      Liebe Grüße
      Gudrun

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