Brustkrebs – Meine Geschichte – Teil 3

Wenn du magst, nehme ich dich weiter mit auf meinem Weg. Diesmal geht es darum:

Wie geht eigentlich Chemo?

Gerade jetzt, in diesem Moment, denke ich: Mein Gott, was habe ich geschafft. Gestern die letzte Chemo. Was liegt da schon für eine Zeit hinter mir. Was für Wochen und Monate, vor denen ich mich gegraust habe. Aber das Gegenteil ist eingetroffen. Den Krebs hätte ich um nichts in der Welt gebraucht, um all diese tolle Menschen kennenzulernen. Mit vielen bleibe ich in Kontakt, aber die anderen werde ich vermissen.  Dies ist wie gesagt MEINE Geschichte. Ich habe während der Chemo so viele Frauen getroffen und jede hatte ihre eigenen Geschichte.

Ich glaube, nach der schrecklichen Diagnose Krebs, kommt gleich das Wort Chemo. Dass ich an dem Krebs sterben könnte, soweit habe ich überhaupt nicht gedacht. Bis heute kenne ich keine Frau, die an Brustkrebs gestorben ist. Alle Frauen mit Brustkrebs haben es bisher geschafft und sind wieder gesund geworden. Ich wusste nicht, was bei einer Chemo passiert. Wo macht man das? Wie lange dauert so etwas? Es gibt Nebenwirkungen. Welche? Die Haare fallen aus! Und…? Eigentlich wusste ich nichts.

Das Vorgespräch zur Chemo

Es st der 22.10.2019, mein 65 Geburtstag. Der fällt flach. Was mache ich stattdessen? Es gibt wichtigeres. Ich muss zum ersten Mal in die onkologische Praxis zu einem Vorgespräch. Es ist 12.45 Uhr. Mein Mann begleitet mich. Wieder eine neue Situation in meiner bzw. dieser nicht gewollten Zeit. Die Magennerven machen sich bemerkbar. Es grummelt, mein Körper kribbelt. Was kommt auf mich zu?

Der Empfang ist sehr nett und die ersten Gratulationen kommen. Die eine Dame am Empfang sagt: „Da kommen Sie sogar an ihrem Geburtstag zu uns.“ Ja, was soll ich denn machen. Ich hätte den Termin NIE abgesagt. Ich will, dass es losgeht….! Egal wie es wird. Nachdem ich auf einem Tablett Formulare ausgefüllt habe, werde ich ziemlich schnell aufgerufen. Eine sehr nette Ärztin begrüßt meinen Mann und mich. Frau B. führt uns in das Besprechungszimmer und bittet uns Platz zu nehmen. Da sehe ich schon – ein Stapel Papiere und fertige gelbe Überweisungen. Alles gut vorbereitet. Ihre ruhige leise Stimme beruhigt irgendwie und strahlt Sicherheit aus. Und dann geht es los. Nach 1 Std. 30 Min., einer Ultraschalluntersuchung und den Kopf voll mit Informationen gehen wir wieder aus der Praxis. Vorher zeigt sie uns noch den Behandlungsraum, in dem die Patientinnen ihre Chemo bekommen.

Und um was ging es nun?

Es ging um Ernährung, Mund- und Körperpflege, Infektionsschutz ( ich wurde noch gegen Grippe und Lungenentzündung geimpft). Weiter ging es um Sport und Bewegung, Psyche und Seele, Zystotatika, Antikörper, hormonelle Substanzen, Knochenmark, Haut und Haare, Fruchtbarkeit, Nervensystem und ganz wichtig, das Portsystem. Jeden einzelnen Punkt werde ich in einem Extrabeitrag noch einmal erklären. Das würde hier jetzt den Rahmen sprengen.

Datenschutzerklärungen mussten unterschrieben werden, Informationsblätter bekam ich an die Hand, eine Überweisung für einen Kardiologen (das Herz sollte vor der Chemo untersucht werden) und eine Überweisung für das Krankenhaus, um den Port in einer ambulanten OP einzusetzen.

Dann stehen wir wiedere auf der Straße und atmen erst einmal tief durch. So viel Input. Wir gehen in ein hübsches Café auf dem Marktplatz. Immerhin habe ich Geburtstag und ein Stück Kuchen sollte es wenigstens sein. Gesprächsthema Nr. 1 natürlich die Chemo und die nächsten Wochen und Monate. Irgendwie kommt mir noch alles so unwirklich vor.

Vorgespräch und setzen des Ports

Was ist ein Port? Der Port ist wie ein kleiner Kasten, der in einer ambulanten OP unter der Haut eingesetzt wird. Man sagt auch, er ist ein dauerhafter Zugang in eine Vene. Da bei einer Chemo die Medikamente über einen längeren Zeitraum gegeben werden, kann das über die Armvene auf Dauer unangenehm werden. Der Port erweist sich als „Einfüllstutzen“. Er hat einen dünnen Schlauch, der über das Venensystem bis in die Blutgefäße vor dem Herzen geht.

Drei Tage nach dem Vorgespräch in der onkologischen Praxis habe ich das Vorgespräch im Krankenhaus zum Setzen des Ports. Ich sitze auf einem langen Gang mutterseelenallein. Niemand kommt vorbei. Doch, auf einmal kommt eine Schwester und fragt mich freundlich, wohin ich möchte. Sie öffnet eine Tür, ich höre sie ein paar Worte mit einer anderen Frau wechselt und dann bittet sie mich herein. Sie selbst geht wieder. Dies ist also die Aufnahme. Ich gebe meine Überweisung ab, wir gehen ein paar persönliche Daten durch, einen Behandlungsvertrag für ambulante Operationen unterschreibe ich und sind wir hier fertig

Wieder auf dem Gang, warte ich auf den Narkosearzt. Irgendwann kommt schnellen Schrittes ein Mann in Rettungssanitäter-Kleidung. Als er vor mir steht und mich begrüßt, sehe ich, dass Notarzt auf seiner Jacke steht. Wir gehen in das Zimmer gegenüber. Wieder Formalitäten, durchgehen eines 6-seitigen Anästhesiebogens, unterschreiben, ein wenig Smalltalk. Fertig.

Diesmal warten auf die Chirurgin. Auch hier heißt es durchgehen eines Aufklärungsbogens. Sie erklärt mir die OP. Dann erzählt sie mir was von Komplikationen wie dem Zusammenfall der Lunge, der bei der OP passieren kann. Na super. Will man das wissen? Ganz bestimmt nicht. Aber sie muss es erklären und noch viel mehr.

Danach in die ambulante OP-Anmeldung. Dort bekomme ich den Termin und die Uhrzeit, wann ich dazusein habe. Am 30.10.2019 um 8:00 Uhr soll es losgehen.

Die ambulante OP

Fünf Tage später melde ich mich also pünktlich um 8:00 Uhr in der OP-Anmeldung. Ich werde in ein Zimmer mit vier Betten geführt. Zwei sind schon belegt. Die Schwester zeigt mir meinen Schrank und bittet mich, dass ich mich ausziehe. Ein Krankenhaushemd und ein Paar Wollsocken liegen bereit. Ja, ich bekomme tatsächlich Wollsocken, die ich später auch mit nach Hause nehmen kann. Dann ab ins Bett. Das finde ich immer fürchterlich. Ich habe nichts – hahaha Witz. Aber ich fühle mich gesund und soll mich am Tag ins Bett legen. Aber nun gut. Meine Bettnachbarin zur Linken erfahre ich später, kommt bei mir aus dem Nachbardorf, hatte vor vier Jahren Brustkrebs und läßt sich heute den Port wieder rausnehmen.

Eine Stunde später und nach einer L-M-A-Tablette bin ich also dran. Ab in den OP. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, weiß also gar nicht, wie lange das ganze Prozedere gedauert hat. Es ging alles sehr locker zu. Neben meinem Kopf saß der Narkosearzt, der mir sagte, dass er auch noch nachspritzen könnte, wenn nötig. Vor meiner Nase ein großes grünes Tuch, dass ich nicht zuschauen kann. Ich merke, dass an mir herumgewerkel wird. Plötzlich ging es doch derbe zur Sache unter meinem rechten Schlüsselbein. Meine Güte, was macht die da. Irgendwann war auch das überstanden und ich war wieder in meinem Bett im Zimmer, Es dauert gar nicht lange und die Ärztin schaut vorbei. Sie fragt, wie es mir geht und sagt, dass ich ein „medizinisches Wunder“ bin. Bei mir würden die Venen oder Adern nicht so liegen wie sie sollten und sie hätte sich für die zweite Methode, die sie mir im Vorgespräch erklärt hat, entschieden. Ich müsste jetzt noch vor der Entlassung zum Lunge röntgen. Na super! Dort ist dann aber doch alles in Ordnung und ich kann mich danach anziehen und bin entlassen. Den Arm darf ich einige Tage nicht belasten bzw. nur bis Ellenbogen-Höhe anheben, damit der Port sich richtig festsetzen kann und bekomme noch Trombosespritzen für das Wochenende mit. In meiner Hausarztpraxis muss ich mir am Montag noch zwei besorgen. Dann habe ich auch hier alles überstande.

Zwei Tage später bin ich ganz früh noch einmal in der Klinik zur Kontrolle, ob der Port auch richtig sitzt. Der Arzt schaut sich alles genau an, schreib einen kurzen Bericht, den ich mitbekomme. Etwas Smalltalk und nach 15 Minuten bin ich wieder draußen.

So, nun habe ich immer noch nichts über die erste Chemo geschrieben. Aber, dass sind alles die „Vorarbeiten“, die gemacht werden müssen und es sind acht Wochen vergangen von der Diagnose bis jetzt. Acht Wochen!

Der nächste Beitrag Brustkrebs – Meine Geschichte – Teil 4 folgt. Wie geht eigentlich Chemo? – Teil 2

Liebe Grüße und bleib gesund

Gudrun

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2 Antworten

  1. Ich habe bislang keine oder kaum Erfahrungen mit Krebs-, bzw. Chemopatienten in meinen Freundes- und Bekanntenkreis machen können. Deswegen finde ich das sehr erfreulich, dass du uns zu deiner Therapie mitnimmst. Es ist wichtig für uns Nicht-Betroffene zu sehen, mit welcher Grandezza man eine solche Krankheit überstehen kann.
    Werde, bzw. bleibe gesund!
    LG
    Sabiene

    1. Liebe Sabine,
      danke für deine lieben Worte. Jeder ist doch froh, wenn seine Lieben, Freunde und Bekannte gesund sind. Wer mag da schon an so was denken. Mir ging es doch vorher nicht anders. Vor 15 Jahren erkrankte meine damalige Chefin und eine Kollegin fast zeitgleich. Aber das ist ja nun schon lange her. Meine Geschichte soll auch ein wenig Mutmacher sein. Der Mensch kann soviel schaffen. Das habe ich in meiner 1. Etappe gesehen.
      Damit es aber nicht nur um Krankheit auf meinem Blog geht, obwohl, die Zeit mit Corona ist ernst, da ich auch noch zur Risikogruppe zähle, gibt es im nächsten Beitrag etwas leichtere Kost.
      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

      Gudrun

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