Heute ist meine Zeit

Vor einiger Zeit bekam ich von der Bloggerin Karin Austmeyer eine Mail, in der sie mich fragte, ob ich an ihrer Interview-Reihe „Sonntagsfragen“ teilnehmen würde, zum Thema „Zwischen 40 und 60“. Ich habe mich gefreut, dass Karin da u. a. auf mich gekommen ist und habe gleich spontan zugesagt. Karin schreibt das Blog „Sweet Sixty“ (hier kommst du zu ihrem Blog). Im Anhang der Mail fand ich ihre Fragen.

So, nun saß ich also da mit den Fragen und ging in Gedanken über 20 Jahre zurück und dacht hoppla, das war ja gar nicht deine Zeit. Wie es dazu kam, das will ich gar nicht weiter ausführen, das würde hier den Rahmen sprengen. Nur so viel: Ich hatte mich jahrelang übernommen und es ging mir bescheiden. Heute würde man sagen Burnout! Damals wurde ich nur von den Ärzten mit großen Augen angeschaut, weil sie meinten mir fehlt nichts. Vielleicht habe ich mir auch nie die richtigen Ärzte gesucht. Jedenfalls kam ich dann doch an die Richtige.

ENDLICH!

Sie schickte mich zu einer Psychotherapeutin (Gott sei Dank bekam ich schnell einen Termin) und jetzt konnte es doch eigentlich nur bergauf gehen.

Zwei lange Gespräche mit ihr, die mir meine Situation klarmachten und ihre Antwort: „Sie schaffen das schon.“ Ausruhen, kürzertreten und ein paar Pillen. Niemand sprach von einer Therapie oder Kur. Ok, ich wusste es damals nicht besser.

Ich habe also umdenken müssen und einige Dinge in meinem Leben radikal geändert. Von jetzt auf gleich.  Irgendwann habe ich dann die Tabletten weggelassen. Ich war nicht diejenige, die bei jeder Kleinigkeit (haha Kleinigkeit!) Tabletten nahm. Es sollte wieder ohne gehen.  Das Paradoxe war, so schnell wurde es nicht besser. Immer wieder meldete sich mein Körper und mich überfiel die Angst. Angst wo gar keine nötig war. Die von den Beinen langsam den Körper hoch kroch und ihn lähmte und die mir die Luft zum Atmen nahm.  Konzerte, Theateraufführungen, Zugfahrten, große Feiern gingen überhaupt nicht. Ich wollte mir zu Hause eigentlich nur die Decke über den Kopf ziehen und keinen Schritt vor die Tür gehen. Was ich natürlich nicht getan habe! Die ganze Lebensqualität war eingeschränkt. Ich wusste nie, wann die Angst wiederkam. Ich hatte schon vorher Angst vor der Angst. Auch für meine Familie war dies nicht einfach.

In dieser Zeit habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt und theoretisch wusste ich alles.  Ich habe versucht, alles was ich gelesen habe, umzusetzen, um aus diesem Kreislauf rauszukommen. Es hat Monate gedauert, bis die Abstände ganz langsam immer größer wurden. Dafür war die Verzweiflung umso größer, wenn mich dann doch wieder aus heiterem Himmel eine Angstattacke überfiel. Es war sehr schwer, dem eigenen Körper wieder zu vertrauen.

Lange Rede kurzer Sinn…

…. ich bin da raus!!! Ich habe wirklich gekämpft. Mein jüngerer Bruder sagte damals zu mir, dass er das nicht für möglich gehalten hätte. Für ihn war ich immer die große Schwester, die Starke, die alles schafft. Stimmt, ich war immer für alle und alles da.  Ich habe nie nein gesagt, war immer die Gute, die Nette und die Zuverlässige. Die Zeit ist vorbei!

Jetzt nicht

In einem Seminar für Zeitmanagement hat uns die Seminarleiterin einen wunderbaren Satz gesagt: Jetzt nicht! Genau diese Seminarleiterin hat mir nach einer halben Stunde auf den Kopf zugesagt, dass ich eine Perfektionistin bin. Es sollte bei mir immer bis auf das i-Tüpfelchen alles klappen und ich konnte nicht nein sagen.

Nein-Sagen war nie meine große Stärke, aber auch das habe ich gelernt. Ich habe schon öfter Jetzt nicht gesagt und mir wurde deshalb nicht gleich die Freundschaft gekündigt. Und so schaffe ich mir Zeit und Raum, den ich für mich benötige. Seit fünf Jahren bin ich frei von Angst- und Panikattacken.

Diese Zeit war nicht einfach, aber sie gehört zu mir. Ich bin gestärkt da herausgekommen und achte mehr auf mich und ich weiß: Heute ist meine Zeit.

Wie das für mich mit Lach-Yoga zusammenhängt, erkläre ich dir beim nächsten Mal.

Bildnachweis: pasja1000 auf Pixabay

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