Chancen sind wie Sonnenaufgänge,
wer zu lange wartet verpasst sie
( VS“ )
Heute möchte ich etwas zur Behandlung von Brustkrebs schreiben, denn MEINE GESCHICHTE ist noch lange nicht zu Ende.
Ich weiß, wie ich bei meiner Diagnose im Internet gesucht habe und ich recherchiere heute immer noch. Es geht sicher allen Frauen so, die diese Diagnose bekommen. Und so, wie meine Mutmacherinnen in den sozialen Netzwerken mir geholfen haben, möchte ich anderen Frauen Mut machen, aber sie auch informieren. Darum schreibe ich diese Beiträge. Man soll zwar nicht Google befragen, aber wenn ich im Netz Informationen gefunden habe, die mir wichtig erscheinen, bespreche ich die mit meinen Ärztinnen.
Fühle ich mich wieder gesund?
Heute fragte mich ein Bekannte erst wieder: Fühlst du dich wieder ganz gesund? Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, dann sage ich „gut“. Ich muss doch nicht die Nebenwirkungen meiner Antihormontherapie aufzählen. Auch wenn ich krebsfrei bin, aber 100 % gesund fühle ich mich immer noch nicht. Von GESUND kann man erst in 5 Jahren sprechen, wenn zwischenzeitlich nichts weiter aufgetreten ist.
Wenn sich eine Frau bisher nicht mit Brustkrebs befassen musste (und das ist auch gut so), dann ist doch ganz klar, dass sie nicht wissen kann, was alles damit zusammenhängt. Das ging mir ganz genauso. Wenn man Brustkrebs hört, dann denkt man an Chemo, Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen. Dabei gehört noch so einiges andere dazu.
Und das ist weiterhin kein Zucker schlecken. Ich habe die Wahl zwischen Pest und Cholera. Das ist zwar sehr drastisch ausgedrückt, ist aber so.
Die Forschung schreitet immer weiter voran. Es gibt immer bessere Behandlungsmöglichkeiten. Aber die Nebenwirkungen sind auch nicht ohne. Und so heißt es gut abwägen. Was nicht immer einfach ist. Man fragt 5 Fachleute und bekommt 5 verschiedene Antworten. Bei mir war es Gott sei Dank nicht so.
Das Wort Bisphosphonate fällt zum ersten mal
Als ich am 17.07. diesen Jahres in meiner onkologischen Praxis das Abschlussgespräch hatte und mir meine Ärztin sagte, dass ich krebsfrei sei, legte sie mir eine Behandlung mit Zoledronsäure nahe. Zoledronsäure gehört zur Gruppe der Bisphosphonate. Das Medikament baut die Knochensubstanz auf. Ich mache die nächsten 5 Jahre eine Antihormontherapie, die wiederum Knochensubstanz abbaut. Die Antihormontherapie kann einen praktisch wieder in die Wechseljahre zurückversetzen. Jetzt könnte ich sagen, um Gottes willen. Aber zum Glück kenne ich keine Wechseljahrsbeschwerden. Der Knochenschwund wird durch Zoledronsäure gehemmt. Daher wird dieses Mittel bei Osteoporose angewendet.
Bisphosphonate nach erfolgreicher Behandlung von Brustkrebs
Außerdem wird die Behandlung u. a. bei Brustkrebs eingesetzt, um Tochtergeschwülsten nach erfolgreicher Behandlung des Brustkrebses vorzubeugen. Eine Studie hat ergeben, dass bei Frauen, die die Wechseljahre hinter sich haben, die Zoledronsäure in dem Fall gut eingesetzt werden kann. Über einen Zeitraum von 3 Jahren wird alle 6 Monate eine Infusion verabreicht. Also insgesamt 6 Infusionen (die Behandlung ist auch in Tablettenform möglich). Dies soll die Wahrscheinlichkeit von Tochtergeschwülsten um bis zu 30 % senken
Was aber sind die Nebenwirkungen von Bisphosphonaten?
Wie gesagt, einerseits wird die Bildung von knochenaufbauenden Zellen angeregt und knochenabbauende Zellen werden gehemmt. TOLL!
ABER, es kann eine entzündliche Kiefererkrankung, eine Kieferosteonekrose, auftreten, das sind freiliegende Kieferknochen, u. a. auch Schmerzen im Kiefer und Entzündungen des Zahnfleisches. Dies soll bei vorherigen Zahn- und Zahnfleischerkrankungen der Fall sein. Die Behandlung setzt eine regelmäßige Zahnarztkontrolle (alle 3 Monate) voraus. Und bei Beginn der Therapie müssen Zähne und Zahnfleisch tipptopp sein. Jetzt kann ich mich natürlich fragen, lieber Wechseljahrsbeschwerden oder so etwas. Oder alles 🙁 Wie gesagt: Pest oder Cholera.
Bisphosphonate können Monate und Jahre im Knochen bleiben. Da sie nicht verstoffwechselt werden, ist mit Langzeiteffekten zu rechnen. Bei verabreichten Infusionen, wie ich sie bekommen soll, können weitere Nebenwirkungen sein: grippeähnliche Symptome und leichtes Fieber am ersten Tag und Kopfschmerzen. Später können noch Schmerzen in Muskeln, Gelenken und Knochen hinzukommen.
ALLES KANN, NICHTS MUSS wie auf dem Beipackzettel eines Medikaments.
Von meinem Zahnarzt habe ich grünes Licht für die Behandlung bekommen. Er hat einige Patienten in seiner Praxis, die Bisphosphonate nehmen, und bei denen ist alles ok.
Meine Frauenärztin hat mir dazu geraten und der Professor in der Rehaklinik auch. Mir persönlich hat niemand davon abgeraten. Alle Fachleute um mich herum finden die Behandlung sinnvoll. Wogegen einer Chemo-Mitpatientin von ihrem Kieferorthopäden die Behandlung in den allerschlimmsten Farben ausgemalt wurde.
Am Montag habe ich als zweite Voruntersuchung eine Knochendichtemessung machen lassen.
Für meine Onkologin habe ich mir einen langen Spickzettel mit Fragen aufgeschrieben. Es ist alles nicht einfach. Ängste sind da und Ängste bleiben.
Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf einen Online-Foto-Workshop für Smartphones mit Andrea vom @dreiraumhaus. Darüber werde ich ein anderes Mal schreiben.
Ich wünsche dir alles gute und gib acht auf dich.
Liebe Grüße
Gudrun
Titelbild: Gudrun Lochte
2. Bild: Myriams-Foto auf Pixybay
3. Bild: Memed Nuirohmad auf Pixabay
2 Antworten
Liebe Gudrun,
ich muss es endlich mal sagen: Ich bin jetzt bei „8 Jahren danach“. Brustkrebs. Bei mir war es die nicht hormonell bedingte Variante des dreifach verkapselten Tumors. Gilt als gefährlicher. Chemo, Strahlen etc. waren natürlich hart. Aber jetzt denke ich tatsächlich nur noch an dieses (theoretisch immer vorhandene) Damoklesschwert, wenn es unbedingt sein muss … Vor und bei den inzwischen nur noch halbjährlichen Vorsorgeuntersuchungen. Oder, wenn ich von Leidensgenossinnen höre/lese.
Was ich dir vor allem sagen möchte: ES GIBT LICHT AM ENDE DES TUNNELS!!!! Und natürlich: Ich wünsche dir ganz viel Gutes, besser gesagt: ALLES nur erdenklich Gute!!!
Ganz herzlichen Gruß
Maria
Liebe Maria,
ganz, ganz lieben Dank. Du bist schon „8 Jahre danach“. Glückwunsch. Das freut mich für dich. Ich nehme jeden Taga an, wie er kommt. Kurz vor den Nachsorgeuntersuchungen dreht sich das Kopfkarussel. Aber es hilft ja nichts.
Ganz liebe Grüße
Gudrun