Eigentlich hatte ich vor, einen anderen Beitrag zu schreiben, aber dann geisterte mir immer der letzte Mittwoch durch den Kopf und da sah ich dann die Worte „aber“ und „was, wenn“ oder „ob das richtig war“. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich abschließen muss. So wie ich meine Brustkrebserkrankung auf meinem Blog öffentlich gemacht habe, so möchte ich hier auch abschließen.
Was war
Wenn du mir hier schon länger folgst, dann weißt du, dass ich an Brustkrebs erkrankt war. Aus ärztlicher Sicht bin ich noch nicht gesund, sondern krebsfrei. Gesund ist man erst nach fünf Jahren, wenn in der Zwischenzeit nicht wieder etwas aufgetreten ist.
Ende Oktober 2019 bekam ich meinen Port und jetzt, Ende November 2023 durfte er wieder gehen. Er hat mir in den letzten Jahren gute Dienste erwiesen. So viele Infusionen und Spritzen, die ich bekommen habe, meine Venen hätten ganz schön darunter gelitten.
Als ich am Mittwoch in das ambulante OP-Zentrum kam, war alles wieder da. Die Schwester von damals, das Zimmer von damals, mein Bett diesmal nicht links an der Tür, sondern links am Fenster. Es triggerte mich. Eigentlich hätte ich jubeln müssen, dass dies der letzte Schritt war, aber ich war angespannt und nervös.
Das Personal war total nett. Eine Schwester war krank und trotzdem lief alles freundlich und ruhig ab, ohne Hektik. Von einigen, die wussten was bei mir gemacht werden sollte, hörte ich:
Endlich mal Port raus und nicht Port rein.
Insgesamt habe ich nur drei Stunden dort verbracht, dann konnte mein Mann mich wieder abholen.
Wenn die Gedanken machen, was sie wollen
Abends ratterten auf einmal die Gedanken.
War das nicht zu früh?, fragte mein Kopf.
Worauf willst du warten, erwiderte mein Bauch.
Ich mein ja nur. Was ist, wenn der Krebs wiederkommt, legte der Kopf nach.
Mal nicht den Teufel an die Wand und wenn, dann kümmern wir uns darum, wenn es so weit ist, beruhigte mein Bauch.
Mit diesen vier Sätzen war es nicht getan. Es waren einige mehr. Ich habe, wie damals bei der Diagnose, innerlich ganz laut STOPP gesagt, damit die Gedanken aufhörten. Klappt mal mehr und mal weniger. Wie heißt es so schön: Glaub nicht alles was du denkst.
Ich weiß noch, wie ich nach der letzten Bestrahlung nach Hause kam. Mein Mann war nicht da, ich schloss die Haustür hinter mir und stand auf dem Flur. Es war mucksmäuschenstill und ich stand einfach nur da und dachte: und jetzt? Viele Monate wurde medizinisch alles für mich getan. Ich musste mich um keinen Termin kümmern, sondern wurde von den Ärzten von einem zum nächsten geschickt. In dem Moment kam ich mir vor, als ob man mich aus dem Zug geschubst hätte: So, du kannst wieder alleine Laufen. Ich kam mir hilflos vor.
Abends im Bett begannen die Gedanken wieder zu rattern. Ich konnte nicht einschlafen. Ich hatte Angst einzuschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Irgendwann überkam mich dann aber doch der Schlaf.
Heute
Mittlerweile ist der Alltag wieder eingekehrt. Ich kann auch wieder einschlafen. Der Krebs rückt so langsam Schritt für Schritt immer mehr in den Hintergrund. Nur wenn ich zu den Nachsorgeterminen fahre, sitzt er auf dem Beifahrersitz und nimmt mir die Luft zu Atmen.
Es ist viel Schönes in der Zeit von September 2020 bis heute passiert und ich hoffe, nein ich weiß, dass noch ganz viele tolle Sachen folgen werden.
Dies wird mein letzter Beitrag über MEINE GESCHICHTE gewesen sein. Hoffentlich, dreimal auf Holz geklopft. Das Schreiben hat mir sehr geholfen. Da die Beiträge über meine Krebserkrankung immer mehr in den Hintergrund rücken, habe ich sie in einem Buch zusammengefasst. Vielleicht kann ich Betroffenen oder Angehörigen damit etwas Mut machen .
Und ab nächster Woche zieht hier auf dem Blog auch die Adventszeit ein. Ich freue mich darauf. Bis dahin.
Liebe Grüße
Gudrun
* * *
Wenn dich meine Aufzeichnungen über meine Brustkrebserkrankung interessieren oder du jemanden kennst, dem es helfen könnte, dann kannst du mein Buch hier bestellen.
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8 Antworten
Das hast du so gut beschrieben, dass man es sich total vorstellen kann… deine Gedanken, Sorgen, Ängste. Es ist bestimmt nicht einfach, aus so einem Ausnahmezustand wieder in die „Normalität“ zurück zu finden. Ich finde es auch super, dass du alles in einem Buch zusammengefasst hast, ich kann mir vorstellen, dass das Frauen in der gleichen Situation hilft!
Ich wünsche dir natürlich alles Gute weiterhin und einen gemütlichen 1. Advent!
Liebe Grüße, Maren
Liebe Maren, herzlichen Dank für deine lieben Worte. Wie ich geschrieben habe, der Alltag ist wieder da, aber ganz vergessen werde ich nie.
Auch dir einen schönen Adventssonntag.
Liebe Grüße
Gudrun
Liebe Gudrun,
ich kenne ja noch den Anfang und auch wenn ich es nicht so gezeigt habe, deine Angst war auch irgendwie meine Angst.
Zuviele liebe Menschen in meinem Freundes und Bekanntenkreis sind in den letzten 3-4 Jahren gestorben und irgendwie komisch. Je älter ich werde um so weniger kann ich es abschütteln.
Ich bin froh, das es jetzt bei Dir zuende ist und ja, kann die Gedanken verstehen.
Danke für diesen wertvollen Beitrag.
Herzliche Grüße
Elke
Liebe Elke, ja, ich erinnere mich noch an unser erstes Treffen in Hameln. Da hing ich zwischen Diagnose und noch nicht wissen, wie es weitergeht. Das ist vier Jahre her. Im Nachhinein fliegt die Zeit.
Liebe Grüße und einen schönen 1. Advent
Gudrun
Ich kenne diesen Weg, weil ich eine Freundin vom Beginn ihrer Krankheit bis zur Entfernung von Port begleitet habe und in dieser Zeit immer ihre Hand gehalten und ihr viel Kraft gegeben habe. Für sie sind gerade einmal fünf Jahre vergangen!
Du hast die Gefühle, die man in diesen Zeiten durchmacht, ausführlich beschrieben, ich kann dich vollkommen verstehen! Alles wird gut! Genieße jede Minute deines Lebens und denke nicht an morgen!
Ich freue mich so sehr für dich!
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia, ganz, ganz herzlichen Dank. Ich genieße jeden Moment und versuche alles mitzunehmen, was sich mir bietet. Nicht aus Verzweifelung, sondern weil das Leben so kurz sein kann und dabei ist es doch so schön. Ich wünsche dir eine schöne Woche.
Liebe Grüße
Gudrun
Hallo,
danke für diese Worte. Ich erinnere, so oft ich kann, an Vorsorgeuntersuchungen.
Liebe Grüße!
Ja, das ist auch ganz wichtig.
Einen schönen 2. Advent liebe Jenny