Langeweile gibt’s nicht oder Kunst lebt durch Engagement

Worauf ich mich vor sechs Jahren, als ich in den Ruhestand ging, am meisten gefreut habe, dass ich nicht mehr mit Weckerklingeln aufstehen musste. Von allem anderen hatte ich schon ein Jahr vorher feste Vorstellungen. Langeweile würde bei mir nicht aufkommen.

Ruhestand oder Unruhestand?

Im ersten Jahr war ich gut beschäftigt. Ich half stundenweise in einem kleinen Seifenladen aus. Bevor ich ins Geschäft ging, startete ich den Tag in aller Ruhe in einem Café bei einem Cappuccino und nach der Arbeit noch ein kleiner Bummel durch die Stadt. Zu Hause schrieb ich an meinem ersten Roman und am Wochenende gab ich meine Lachyogastunden. Alles besten.

Dass mir dann eine Krebserkrankung dazwischengegrätscht ist, so ist das Leben. Ich brauchte zwei Jahre, um wieder einigermaßen auf den Beinen zu sein. Meine Lachyogastunden gab ich noch eine Zeit weiter, aber irgendwann habe ich diese dann aufgegeben. Die Teilnehmerinnen wurden immer weniger, da im Laufe unserer gemeinsamen langen Jahre jede ihren Fokus auf andere Dinge im Leben legte.

Ich hatte immer noch genug zu tun. Mein Roman war raus, die erste Lesung stand an und von ganz alleine verkaufte er sich nicht. Marketing war angesagt, ein Thema, um welches ich mich nicht reiße und doch gemacht werden muss. Es dauerte seine Zeit bis ich merkte, dass irgendetwas fehlte. Jeden Tag vier Stunden und mehr alleine am Schreibtisch. Eine einsame Angelegenheit. Auch wenn es mir Spaß machte.

Sich ehrenamtlich zu engagieren, das ging mir schon lange durch den Kopf. Möglicheiten gibt es genug, ob in Seniorenheimen, Tafeln, Suppenküchen oder ähnliches. Ein Ehrenamt bietet die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und neue Kontakte zu knüpfen. Wer sich engagiert wächst auch persönlich daran.

Dann kam gewissermaßen der Wink mit dem Zaunpfahl

Ein kleines Museum ca. 6 Kilometer entfernt suchte Ehrenamtliche. Die Arbeit war mit zwei Festangestellten (einer in Teilzeit und eine Mini-Joberin) nicht zu schaffen. Der Aufruf in der Presse blieb nicht ungehört. Auch ich habe mich gemeldet. Das Museum kannte ich schon, aber nur von außen 😉 Jetzt sind wir eine Gruppe von Menschen, die ihre Zeit ehrenamtlich der Kunst und Kultur widmen. Von Begrüßung der Gäste im Kassenbereich, Betreuung des kleinen Museumsshops und des Archivs, Ausrichten von Kinderverantaltungen bis zu Führungen, alles ist möglich.

Warum ehrenamtliche Arbeit in Kultur und Kreativität unverzichtbar ist

Sicher hast du gehört, dass in Berlin der Senat seinen Haushalt auf Sparflamme fährt. Bei der Sparte Kunst und Kultur soll es wohl ganz schlimm werden. Es werden Millionen eingespart. Dabei fördern Kunst und Kultur den menschlichen Horizont. Bilder lösen Emotionen in uns aus, führen Menschen zusammen. Auch Klänge haben eine gewisse Wirkung auf den Menschen. Nicht ohne Grund wird Malen und Musik auch als Therapie gesehen und wirken auf das Wohlbefinden bei uns Menschen.

In Jugendzentren können sich Kinder und Jugendliche im Theaterspiel ausprobieren. Dabei werden sie zum ersten Mal an Kunst und Kultur herangeführt. Sie lernen, sich mit Themen und Menschen auseinanderzusetzen und erfahren erste Anerkennung.

So und jetzt habe ich noch gar nicht gesagt, in welchem Museum ich meine Zeit verbringe, und zwar im

Till Eulenspiegel Museum in Schöppenstedt

Er wird oft als Schelm beschrieben, wogegen ich seine Streiche schon sehr derb finde. 96 Geschichten sind in einem Buch festgehalten und auf der ganzen Welt bekannt. Er belog und betrog, was er selbst gar nicht als solches wahrnahm. Die Menschen mussten sich sehr genau überlegen, was sie sagten, denn er nahm sie beim Wort. So wie sie es sagten, genauso führte er ihre Anweisungen aus und dabei kam unter Garantie nie etwas Gutes bei heraus. Im Museum sind in einer Dauerausstelung Bilder, Bronzestatuen, Porzellanfiguren, Bücher und vieles mehr zu sehen.

Wenn du in der Nähe bist, dann schau dir doch die Ausstellung mal an. Vielleicht bin ich auch gerade zufällig da und wir lernen uns kennen.

Liebe Grüße

Gudrun

 

Titelbild: Pexels auf Pixabay

 

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Mein Roman „Sommer am Pont du Gard“ führt dich nach Südfrakreich. Einige Orte gibt es tatsächlich, wie zum Beispiel das Restaurant Le Zanelli oder das Geschäft mit den Töpfersachen aus Lussan (heißt, wenn sie wegen Corona zwischenzeitlich nicht schließen mussten) und  Straßen und Plätze sowieso.

 

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8 Antworten

  1. Hallo liebe Gudrun,

    du bist so vielseitig interessiert und engagiert, einfach toll, ich bewundere das sehr. Gerne würde ich das auch machen, kann mich aber nicht dazu aufraffen, geht es in meinem Alltag einfach unter.
    Ich wohne in NRW, zwischen Essen, Wuppertal und Düsseldorf, bin aber ab und zu in der Lüneburger Heide, gerne schaue ich demnächst einmal im Museum vorbei. Vielleicht habe ich Glück und du bist auch da.:)

    Herzliche Grüße und einen feinen Tag,
    Christel.

    1. Hallo Christel, ich habe soviele Interessen, dass mein Tag 48 Stunden haben müsste 😉 Falls du mal vor hast, das Museum zu besuchen, schreib doch kurz. Wenn ich keinen anderen Termin habe, kann ich es sicher einrichten, dass ich auf alle Fälle da bin.
      Hab noch eine schöne Woche und liebe Grüße
      Gudrun

      1. Hallo Gudrun, Dankeschön,wie nett von dir, sehr gerne würde ich dich einmal persönlich treffen, gemeinsam „dein Museum“ besuchen, melde mich dann bei dir.
        Eine Freundin von mir hat lange Zeit ehrenamtlich den Shop von Kloster Kamp in Kamp-Lintfort betreut, war teilweise sehr lustig, es wurden immer mit den Besuchern die Klosterliköre verkostet. Aber auch ohne Klosterlikör toll, man traf viele nette Leute dort, Mehrwert für beide Seiten. Ihr Mann bot ehrenamtliche Führungen durch das angrenzende Museum an. Solltest du einmal in meiner Nähe sein, dann bitte melde auch du dich bei mir, natürlich nur wenn du das auch möchtest. Es gibt hier viel zu entdecken, guten Kaffee und leckeren Kuchen gäbe es natürlich auch dazu.

        Liebe Grüße

  2. Ich finde es vor allem klasse, dass du dir ständig neue Aufgaben suchst und nicht untätig bleibst. Du schreibst, du bewältigst eine Krebserkrankung, du schaust weiter nach vorne. Das ist richtig schon mal total stark und bewundernswert, finde ich. Bei manchen Menschen im Ruhestand hat man das Gefühl, sie wissen nicht recht, was sie mit ihrer neu gewonnenen Zeit anfangen sollen.
    Sich in einem Museum ehrenamtlich zu engagieren, finde ich richtig gut, kann mir vorstellen, dass es auch dir selbst Freude macht. Und man hat halt Kontakt zu Menschen. Ich würde mir im Ruhestand wohl auch irgendetwas „Soziales“ suchen, einfach, um den Kontakt zu Menschen und der „Realität“ nicht zu verlieren. Jetzt hab ich das ja im Job, aber wenn das ganz wegfiele, würde mir glaub ich etwas fehlen.
    Liebe Grüße, Maren

    1. Liebe Maren, manchmal suche ich mir zuviele Aufgaben 😉 Und dann muss ich mich nicht wundern, wenn es mir körperlich oder mental nicht so gut geht. Dann heißt es, wieder einen Schritt zurückgehen, was mir schwer fällt. Mein Kopf ist nicht so alt, wie es in meinem Ausweis steht 🙂 Dann denke ich immer, das kanns doch nicht sein. Aber ich habe doch so viele Interessen. Gerade jetzt muss ich wieder mal ein wenig kürzertreten.
      Liebe Grüße
      Gudrun

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