Reden wir doch mal wieder

Wir müssen reden

Eigentlich wollte ich dies als Titel des Beitrags nehmen. Aber dann hättest du vielleicht gedacht: Was will DIE denn.

Wir müssen reden,

das hört sich so aufmüpfig an, so als wenn ich dich zur Rede stellen will und dann hättest du vielleicht erst gar nicht weiter gelesen. Dabei sollen diese drei Worte nur auf mein heutiges Thema aufmerksam machen.

Wie ich darauf gekommen bin, fragst du?

Mir fällt es ja schon lange auf. Die Menschen reden nicht mehr miteinander. Ja, das ist eine Verallgemeinerung, ich weiß, aber wenn ich in der Stadt in den Bus steige, den Fahrschein entwerte und den Gang durchgehe, alle schauen auf das Handy. Jeder tickert drauf herum oder scrollt sich durch die sozialen Netzwerke.

Gut, nun kannst du sagen, im Bus, das sind ja alles Fremde. Das ist richtig. Aber auch Augen können etwas ausdrücken. Sie können sprechen oder lächeln (in öffentlichen Verkehrsmitteln ist ja immer noch Maskenpflicht). Ohne auf das Handy zu starren, bekommt man zum Beispiel mit, ob ein alter Mensch einen Sitzplatz benötigt und man kann ihm seinen anbieten oder ob eine Mutter mit Kinderwagen Hilfe benötigt. Wie oft habe ich schon solche Situationen gesehen und keiner hat reagiert oder erst sehr spät.

Letzte Woche bin ich mit dem Zug nach Leipzig gefahren. Auch hier wurde die meiste Zeit auf das Handy geschaut. Eine Dame hat laut telefoniert und ich wusste am Ende genau über eine Veranstaltung Bescheid, die sie organisiert. Ich kannte den Namen des Gastredners und noch so einiges mehr. Aber hat mich das interessiert! Auf Bahnfahrten schaue ich gern aus dem Fenster und lasse die Landschaft an mir vorüberziehen. In Leipzig angekommen musste ich in der Bahnhofshalle ein paar Haken schlagen, sonst wäre ich mit Menschen zusammengestoßen, die micht nicht bemerkt haben, weil der Blick auf dem Handy hing.

Wenn ich in einem Café sitze, wie oft sehe ich  Paare, junge wie alte, Freundinnen oder Freunde, die nicht miteinander reden. Ihr Blick ist auf das Handy gerichtet. Sie tasten sich zur Kaffeetasse und führen sie an den Mund, ohne einmal die Augen zu heben.

 

Seitdem mir das immer wieder aufgefallen ist, bin ich so sensibilisiert, dass mein Handy in der Handtasche verschwindet. Es liegt nicht mehr neben mir.

 

Wenn ich alleine unterwegs bin, dann schaue ich selbstverständlich auch aufs Handy. Warum nicht? Aber wenn ich mit anderen Menschen zusammensitze, dann widme ich ihnen meine Aufmerksamkeit. Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun.

Es gibt natürlich auch immer die Situation, in der man auf einen wichtigen Anruf oder eine SMS wartet. Wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel 😉

Vor vierzehn Tagen habe ich mich mit meinen Chemomädels am späten Nachmittag zum Essen getroffen und auf dem Nachhauseweg im Auto ging mir so richtig auf, was für schöne Gespräche wir geführt haben und wie lustig es gewesen war.

Was bei einem persönlichen Gespräch noch so passiert

Sprechen beinhaltet noch so viel mehr, wenn wir unseren Gegenüber dabei ansehen. Da werden die Augenbrauen hochgezogen oder die Nase gerümpft. Vielleicht werden auch die Mundwinkel runtergezogen und die Stimmlage geht nach oben. Beim Lachen bilden sich kleine Fältchen in den Augenwinkeln und der Kopf wird dabei nach hinten geworfen. Tränen kommen vor Freude, vor Traurigkeit oder Wut. Nur so können wir von unserem Gegenüber erfahren, wie es ihm oder ihr wirklich geht. Das alles kann man doch nicht mit einem Smiley sooo ausdrücken.

Selbstverständlich schreibe ich auch WhatsApp. Manchmal nur eine kurze Info oder Erinnerung. Oft auch nur eine Frage. Als mein Bruder im letzten Jahr Covid hatte und die erste Woche überhaupt nicht sprechen konnte, da waren die WhatsApp auch länger.

Man muss sich das mal vorstellen, es gibt 6500 Sprachen auf der Welt und die deutsche Sprache hat ungefähr 500 000 Wörter. In unserer täglichen Sprache verwenden wir zwischen 400 und 800 Wörter.

Sprechen und Zuhören

Zu einem Gespräch gehört natürlich auch das Zuhören können. Zwei Menschen oder auch mehr sitzen zusammen und reden miteinander. Schielt vielleicht doch jemand auf das Handy? Werden die anderen abgelenkt, weil eine oder einer das Handy in die Hand nimmt? Schon bekommt das Gespräch einen anderen Stellenwert. Die Fähigkeit zuzuhören soll abgenommen haben. Dabei übermittelt auch das Zuhören ein Gefühl der Wertschätzung.

Heute ist es kaum vorstellbar, ohne Internet, WhatsApp und Twitter ein normales Leben führen zu können. Wir kennen es noch. Es geht wirklich 😉 Für unsere Kinder und Enkelkinder unvorstellbar. Aber eine gute Einrichtung ist es doch, oder? 😉

 

Also, wir müssen reden.

Liebe Grüße

Gudrun

* * *

Bildnachweis: Bild Nr. 2 von Stephanie Albert auf Pixabay

* * *

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15 Antworten

  1. Liebe Gudrun, natürlich habe ich auch oft und lange das Handy in der Hand, irgendwie muss die (unglaublich) lange Bildschirmzeit ja zusammenkommen. Aber sobald ich mit anderen Menschen zusammen bin, ist das Handy in der Tasche. Ich sehe das wie Du, Wertschätzung. Und klar gibt es Ausnahmen.
    Herzliche Grüße und schönes Wochenende
    Sigi

  2. Ja, liebe Gudrun, mir geht es da wie dir: Auch ich sehe diese Sprachlosigkeit, die manchen auch unfähig macht; überhaupt ein Gespräch zu führen.
    Ich rede gern, ich lege mein Smartphone in der Regel abends ab 20h weg, Sonntags keine sozialen Medien, ich führe gerne gute und persönliche Gespräche, fotografiere seltenst mein Essen.
    Und ich stimme dir zu: Stimmungen in WhatsApp erfasst man unter Umständen schwer. Manches schreibt sich leichter als es zu sagen. Das habe ich unseren Kindern mit auf den Weg gegeben, als die Handverlängerung zu einem Anteil ihres Lebens wurde: Nur zu schreiben, was man sich zu sagen traut. Ich lehne es ab, bestimmte Dinge via WhatsApp zu ‚klären‘.
    Und jetzt kommt das aber:
    Ich habe über soziale Medien Menschen ‚kennengelernt‘, die mein echtes Leben mir nicht beschert hätte.
    Es gibt auch schöne Nachrichten, über den Tag getauscht.
    Manchmal habe ich keine Lust zu telefonieren und schreibe lieber.
    Ich schaue auch gern aus dem Fenster statt aufs Telefon. Oder auf Menschen. Oder ich lese.
    Wie so oft macht es die Mischung.
    Aber ein echtes Gespräch mit Augenkontakt und Persönlichkeit ersetzt es nie.

    Hab ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Wenn man das Handy, den Computer und die sozialen Medien richtig nutzt, liebe Nicole, dann ist das völlig in Ordnung. Auch ich habe darüber Menschen kennengelernt, mit denen ich gern in Kontakt bin und die ich auch schon im „richtigen Leben“ 😉 kennengelernt habe. Wie du schreibst, die Mischung macht es.
      Liebe Grüße und sonnige Tage
      Gudrun

  3. Ich stimme dir voll und ganz zu! Das Smartphone-„Phänomen“ ist zu einem so wichtigen Teil des Lebens der Menschen geworden, dass es schwer vorstellbar ist, wie sich die Gesellschaft in Zukunft verhalten wird, denn die Gegenwart ist bereits alarmierend. Nicht nur telefonieren, fotografieren oder Nachrichten verschicken, mit dem Smartphone kann man Musik hören, Wege suchen, Informationen abrufen, diverse soziale Medien durchsuchen etc. Die Liste nützlicher Funktionen ist endlos. Und je mehr Funktionen, desto mehr Zeit kann man am Telefon oder mit dem Telefon in der Hand verbringen.
    Jeder muss die richtige Dosierung finden und bestmöglich mit der Dosierung der anderen leben. Ich bin froh, dass ich noch aus der Zeit bin, als ein Gespräch mit Freunden mehr wert ist als tausend geschriebene Nachrichten.
    Liebe Grüße,
    Claudia

  4. Die Masken tragen auch zur Sprachlosigkeit bei, ebenso wie das Starren auf’s Handy. Die Leute rennen sogar mit dem Handy auf den Wegen und rennen fast gegen Laternen etc. Als Fahrradfahrer muss man enorm aufpassen. Auf Dauer kriegt man „Nacken“ davon.

    Ich bin gespannt, wie sich das noch entwickelt.

    Liebe Grüße
    Sabine

  5. Ich gebe dir vollkommen recht! Ich bin auch sehr oft am Handy, aber… wenn wir mit unseren alten Freunden essen gehen, bleiben die Telefone in der Tasche. Auch beim Treffen mit einem Bekannten, der ebenfalls wie mein Mann als Programmierer tätig ist, kam keiner auf die Idee ins Telefon zu starren (obwohl die beiden beruflich davon abhängig sind). Ich glaube, es ist Gesellschaft abhängig. Jetzt aber anders, ich komme aus dem Verkauf und mittlerweile wird man doof angeschaut oder frech ignoriert beim simplen Hallo sagen. Die Menschen wollen einfach keinerlei Unterhaltung. Liebe Grüße!

    1. Liebe Mira,
      ich sehe, es ist ein Thema. Jede und jeder empfindet es anders und hat andere Erfahrungen damit gemacht. Ja, die Zeiten ändern sich. Ob das gut oder schlecht ist bleibt dahingestellt.
      Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit.
      Liebe Grüße
      Gudrun

  6. Liebe Gudrun,

    stimmt da hast Du recht. Erst kürzlich beim Arzt im Wartezimmer ist es mir aufgefallen. Jeder schaute in sein Handy. Zum erstaunen von mir, auch sehr ältere Leute, damit meine ich nicht dein und mein alter, schon noch etwas älter. Komisch dachte ich, gerade die….? Aber mir viel dann auch auf. Wo waren denn die schönen klatsch und Tratsch Zeitschriften abgeblieben, die ich so gern beim Arzt gelesen hatte? Weg! Nix da, nur Werbungen lagen dort auf dem Tisch.

    Mir geht es wie Dir, beim Zugfahren schaue ich gern aus dem Fenster und genieße und gehe meinen Gedanken nach oder schau mir einfach mal so etwas die Menschen an. Das Erlebnis mit dem Telefongespräch kenne ich und puh, ging mir das auf die Nerven. Aber auch die Unterhaltung zweier Menschen. Ich wollte nichts wissen, aus deren Job oder unangebrachten Arbeitskollegen. 🙁 Etwas leiser wäre auch nett gewesen. Dann hätte ich vielleicht etwas lesen können oder nur aus dem Fenster schauen. Gibt es eigentlich das gesunde Maß an Lautstärke noch. Oder geht es nur noch um Aufmerksamkeit. Ich weiss es nicht.

    Mein Handy…. ich gebe es zu, es kommt darauf an. Aber meistens bleibt es in der Tasche, wenn ich mit jemanden irgendwo bin. Es nervt mich nur, ich lege es nicht auf den Tisch und mein gegenüber schon und schaut immer drauf. Ich habe dann schon mal einfach das Gespräch unterbrochen und nicht weitergesprochen. Es viel auf und ich wurde gefragt, warum ich nicht weiterspreche. Ich habe es dann gesagt, erst wurde ich komisch angeschaut. Aber am Ende des Gesprächs bekam ich ein unerwartetes Danke schön dafür.

    Geht doch ! 😂

    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke, ich mag mich garnicht davon freisprechen. Ich weiß, dass ich viel zu viel am Handy sitze und demnächst mal eine handyfreie Zeit einlegen muss, aber es kommt immer darauf an wo ich bin und mit wem ich zusammen bin.
      Herzliche Grüße
      Gudrun

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